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projekt maria-theresienplatz:

public space
die neue Hofburg - eine Rekonstruktion

...Der Weiterbestand des Burgtores, das 1934 - als einziges Bauwerk des Ständestaates - zum "Österreichischen Heldendenkmal" umgebaut wurde, die Einfriedungen, sowie die Alleebepflanzungen im Ringbereich konterkarieren die ursprüngliche Absicht, das Burgareal zu öffnen und die Innenstadt durch die Fortsetzung der Kohlmarktachse mit dem siebenten Bezirk räumlich zu verbinden.
Anstatt der geplanten, leicht ansteigenden, niveaufreien Führung des Platzes zu den ehem. Hofstallungen hinauf, kam ein Niveausprung im Bereich der Lastenstrasse zur Ausführung.
Das 1888 hinzugekommene Maria Theresien Denkmal, im Schnittpunkt der imperialen Achse mit der Museumsachse, sprengt den Raum und (zer)stört die Achsenwirkung.
Heldenplatz, Ring, Maria Theresien Platz, Lastenstraße und Museumsvorplatz (ehemaliger Messeplatz) sind Bereiche, die den Raum jetzt (zer)gliedern.

Sempers revolutionäres Konzept von 1869 bietet eine Raumchance, wie sie wohl in keiner anderen europäischen Großstadt zu finden ist.

Eine partielle Rückführung dieses Bereiches an die ursprüngliche Idee würde den Fischer von Erlach Trakt stärker in den Raum binden und die anstehende Problematik der Orientierung entschärfen.

Von der Innenstadt kommend, muss eine attraktive Sequenz zum Museumsquartier hinauf geschaffen werden, die nicht nur durch das Erbe der Monarchie, sondern auch die Kunst der Republik repräsentiert.
Akzente der Moderne würden am Beginn des 21.Jahrhunderts zeigen, wie die Republik sich in die traditionelle Kernsubstanz des Hauses Österreich ein- und fortschreibt.

Heldenplatz, vormals äußerer Burgplatz, ca. 200/200 Meter,
Glücklicherweise unterblieb die Ausführung des von Semper geplanten Nordflügels der Neuen Hofburg. Die Achse des Südflügels reicht als Querachse tief in den Raum und trifft, flankiert vom Parlament und Burgtheater, auf die Mitte des Rathauses.
Dieser, durch die Vegetation des Volksgartens und des Rathausparks gefilterte Blick gehört zu den außerordentlichen Attraktionen dieser Stadt.
Den Spuren der ursprünglichen Idee folgend, muss der gesamte Bereich entlang der imperialen Achse - frei von ruhendem Verkehr - eine einheitliche Oberflächengestaltung aufweisen und über den Ring, den Maria Theresien Platz und die Lastenstrasse niveaufrei bis zum Museumsquartier geführt werden.

Burgtor, 75/ 25 Meter,
1824 erbaut, Architekt Peter von Nobile, im Dorischen Stil.
Hatte man 1869 noch dessen Abbruch in Erwägung gezogen, wurde es 1934
zum Österreichischen Heldendenkmal umgebaut.
In je einer Krypta in den Seitenflügeln und in der nach oben offenen Ehrenhalle im Obergeschoss, wird bis heute den Österreichischen Helden gedacht.
Das Burgtor muss geöffnet werden für alle!
Die Standortgunst prädestiniert es für eine Nutzung als Ort der Völkerverständigung,
als Haus der Toleranz oder auch nur als Aussichtspunkt, von dem aus der gesamte Platzraum überblickt werden kann.

Durch bauliche Maßnahmen in bescheidenem Umfang könnte dieser Bau nutzbar gemacht werden und als Zeichen für eine Gesellschaft im Aufbruch stehen.
Die Einfriedungen (der gusseiserne Zaun in diesem Bereich wurde erst vor wenigen Jahren vergoldet!) müssen entfernt werden um den Platz durchgängig zu machen, das Burgtor freizustellen.
Ebenso muss die Ringstrassenallee, die ja im ursprünglichen Entwurf zwischen den beiden Museen durch Torbauten unterbrochen war, durch gezielte Eingriffe fragmentiert werden um die Raum- und Objektbeziehungen wieder herzustellen.

Maria-Theresien-Platz:
150x200m, Anstieg des Terrains vom Burgring gegen den Messeplatz um mehr als 2 Meter.
Natur- und Kunsthistorisches Museum: Höhe des Mittelbaus bis zur Attika 31,6m, Gesamthöhe 64,32m

Er ist durch seine zentralsymmetrische Gestaltung und die mächtige Skulptur im Achsenschnittpunkt starr auf sich selbst bezogen. Lediglich die Blickrichtung der auf einem Thron sitzenden Maria Theresia weist auf den großräumlichen Bezug hin.
Die gartenähnlich gestaltete Anlage ist weder Park noch Garten noch kann sie Platz vermitteln. Sie ist auch nur sehr eingeschränkt nutzbar.
Der Nadelholzbewuchs vor den Fassaden der beiden Museen und entlang der Lastenstraße verunklären die Situation zusätzlich.
In Hinblick auf die zu erwartenden Besucherströme ins MUQUA kommt diesem Bereich nun andere Aufgaben zu.
Er soll zu einer gemeinsamen, intensiv genutzten Plattform für die drei Museen aufgewertet werden. Vom Ring leicht ansteigend, bis zum Fischer von Erlach Trakt gezogen, niveaufrei geführt, soll ein multifunktionaler, städtischer Raum entstehen. Die Lastenstrasse ist lediglich durch Bodenmarkierungen definiert,
Anstatt Fußgänger die Lastenstraße, müssen Autos den Platz überqueren. Damit wäre die Priorität der Längsachse und somit die der Fußgänger gewährleistet. (dasselbe gilt auch für die Ringstraße in diesem Abschnitt)

Eine Nutzungsverdichtung dieses Bereiches, etwa durch Raumbedürfnisse des Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museums und deren unterirdische Verbindung würde die Attraktivität des Ortes zusätzlich steigern.
Durch eine allenfalls hier situierte, unterirdische Busgarage könnte- in Verbindung mit den Stationen der U2- ein leistungsfähiger Knoten entstehen.

Maria-Theresien-Denkmal:
Bildhauer Kaspar von Zumbusch mit K. von Hasenauer
Sockel 25/ 25 Meter böhmischer Granit,
Doppelsäulen: Sterzinger Serpentin;
Figuren: Bronze
Höhe: 19,40m
Lage: im Achsenschnittpunkt historische Museen / Burgachse
Enthüllung 1888, neun Jahre nach Sempers Tod.

Es war nicht Bestandteil des Konzeptes von 1869 und konterkariert die ursprüngliche Absicht der Querspange.
Trotz ihrer monumentalen Größe kommt sie nicht zur Geltung.
Ihre Position im Achsenkreuz wirkt maßstabslos und (zer)stört den Raum.
Es wird in wenigen Jahren abgetragen, generalsaniert und später wieder neu errichtet werden müssen.
Dieses Faktum könnte Anlass sein, eine Neuinterpretation dieser Skulptur zu wagen:
Auf die künftige Tiefebene abgesenkt, und im Schnittpunkt der Achsen Winterreithalle und MMK positioniert, erhält Skulptur und Raum mehrfache Bedeutung.
Der Raum wird frei, die Skulptur fassbar. Der Thron steht auf Terrain.
Das MuQua ist über das darauf bezogene Denkmal tief in den Platzraum verklammert.

Wien, im Mai 2000

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