PKW ist eine international tätige Gruppe, die sich durch systematische Kritik an gängigen Planungsmethoden und Konstruktionsweisen herausgebildet hat. PKW arbeitet auf diese Weise notwendig interdisziplinär, weil besagte Methoden in einem umfassenden ideologischen Kontext stehen und sich auf disparate Bereiche uniformierend und gleichschaltend auswirken. Bislang gibt es ausgearbeitete Entwürfe und Prototypen in den Bereichen Architektur, Städtebau, Film, Literatur und der Theorie von Organisationsformen und Ideologiekritik. Spezifisch ortsgebunden beauftragt PKW eine Tochterfirma, RBI, mittels der von PKW entwickelten Analysemethoden die österreichische Situation zu erforschen. RBI arbeitet sinngemäß unter den Grundsätzen von PKW:

1.
Ziel von PKW ist die Einführung, später Durchführung des Hypermodells. Das Hypermodell konkretisiert sich in den Prototypen, jeweils konkrete Einzelstücke, die einen Zusammenhang des Ganzen berücksichtigen, der in gängigen Planungsmethoden und Konstruktionsweisen zwar behauptet, weder aber gesehen noch berücksichtigt wird.

2.
Das Hypermodell ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit, im selben Augenblick, als hinter den Effekten der Beschwichtigungsmaschinerien sich zeigt, dass enorme volkswirtschaftliche Verluste produziert werden, deren Fortsetzung sich auf Dauer für alle ruinös erweist. Die gängigen Planungsformen und deren Exekutive sind nicht in der Lage einen brauchbaren funktionellen Zusammenhang ihrer Einzelprodukte ins Auge zu fassen, weil sie dazu vom Ansatz her gar nicht in der Lage sind. Das Hypermodell ist somit interne Notwendigkeit, um den anwachsenden sinnlosen Verschleiss durch eine zusammenhängende Planung und Praxis zu ersetzen, die sich nicht nach ideologischen Erfordernissen längst vergangener und künstlich am Leben erhaltener Zeiten orientiert, sondern dem gerecht wird, was ist.
Sind gängige Formen nicht in der Lage, innere Dysfunktionalitäten zu vermeiden, so sind sie noch weniger in der Lage, den zu erwartenden aussenpolitischen und internationalen ökonomischen Veränderungen Rechnung zu tragen.Die in den nächsten Jahren, im nächsten halben Jahrhundert, zu erwartende progressive Öffnung des Ostblocks hin zu einem gemeinschaftlichen Markt, welche am Beispiel der veränderten Beziehungen zu Ungarn schon jetzt deutlich spürbar ist, verlangen eine Neufassung der Nationalitätenproblematik und damit einen nationalen als auch internationalen Paradigmenwechsel in der Politik.

3.
Die dafür von den offiziellen Stellen vorgegebenen Bewältiungs- und Planungsstrategien sind insgesamt unzureichend, sie haben sich bezüglich ihrer Binnenpolitik als Desaster erwiesen. Die sich alternativ gebärenden Kräfte sind in ihrer Gesamtheit suspekt, und stellen entweder Restaurationen von religiösen und parareligiösen Irrationalismen dar (Esoterik, Ökologie) oder aber ein kaum verschleiertes Wiederaufleben einer paranoid-faschistischen Verdrängungsstrategie der Unfähigkeit des Systems, mittels Kreation von billigen Feindbildern.
Demgegenüber stellt PKW eine Analysemethode vor, die sich nicht ideologisch orientiert, sondern den rational-technischen Kern der Problematik ohne Rückgriff auf moralische Werte im Sinne einer Optimierung emotionslos betrachtet.
Damit unterscheidet sich PKW sowohl von den ideoligischen, als auch von den "technokratischen" Ansätzen, die beide das gesamte Inventar heutiger Politik ausmachen. Technokratische Ansätze sind nämlich nicht wie sie vorgeben wertfrei, sondern leben von einer bestimmten Auffassung der technischen Organisation eines Staates und der Relevanz von ebenso technischen Methoden zu deren Steuerung, die allesamt alleine den Schein der Wertneutralität haben, tatsächlich aber nicht einmal verstehen, was Technik im Leben der Menschen bedeutet oder bedeuten kann.

4.
Die Prototypen mitsamt den sie begleitenden Manifesten, Filmen und Texten, setzen sich zum Ziel, den Raum, den traditionelle Pseudo-Politik einnimmt, durch Diskussion und Erörterung des Hypermodells zu ersetzen. Damit wird der Übergang von einer Krise immer nur spontan vermeidenden chaotischen Vorgangsweise zu einer langfristigen und vernünftigen Planung geschaffen. Faktisches wird nicht vorgefunden, sondern konstruiert: Ideologien projezieren insgesamt unbrauchbare Raster auf das, was ist, ensprechend den infantilen oder offen bösartigen Wünschen einer Religions-Transzendenz-und Obskurantismus-süchtigen Menschheit. PKW hingegen versucht Faktizität gemäss den unhintergehbaren Vorraussetzungen technisch-ökonomischen Umgangs zu dem jeweils erreichten Stand der Mittel herauszuarbeiten. Es gehört zur Erkenntnis der bisherigen Arbeit von PKW, dass Taxonomien, die Topographien und Wissen(-schafts)systeme, die wir vorfinden, nicht deskriptive sind, sondern preskriptive, und somit nicht taugen können für einen radikal anderen Ansatz. Die Preskription dessen, was zu sein habe, damit das Rechtfertigungs- und Moralsystem in Schwung bleibt, lassen empirische Falsifikationen offenbar erst in Form des allgemeinen, entgültigen Ruines zu. Deswegen muss man, sucht man diesen zu vermeiden, das kategoriale Gerüst dessen, was als Faktizität behauptet wird, verlassen.

5.
Angesichts der zu erwartenden Veränderungen der äusseren Bedingungen, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit nationaler Bestimmungen, die in Form einer überall präsenten Vogelreligion, mittels Vogelpriester, Ärzten und Vogelträger, Vogelstempeln und Vogelorden offensichtlich dem Trend entsprechend vor dem Ausverkauf und der Überfremdung retten sollen. PKW schlägt deshalb vor, die Nation Österreich aufzugeben zugleich mit allen anderen Vorstellungen nationaler Identität,wie es der zu erwartenden Auflösung Österreichs und Integration in den östlichen Bereich Mitteleuropas folgerichtig entspricht. Pseudonationalismen und nostalgische Wiedereinsetzung des Kaiserreichs stellen die Spitze dar.
PKW verortet den Bereich des Nationalen nicht in Identitätsbildende Funktionen, sondern in einer kritischen Wende der (nationalen) Sprache und Überlieferung auf ihre eigene Vergangenheit, statt diese zu glorifizieren und zu verherrlichen, und damit den -ohnehin zu einem hohen Preis erkauften - Rationalismus wieder abzuschaffen. PKW bemüht sich um ein Abräumen aller Konstruktions- und Restaurationsversuche von nationalem Denken, zugunsten einer allgemein - dem Stand der Dinge entsprechenden - Sinnhaftigkeit und Brauchbarkeit, was sich weder national noch ästhetisch noch ethisch erreichen lässt. Die mit den Sagen und Märchen, mit den Religionen und Träumen eng verwobenen (verweltlichten) Ideologien sind dysfunktionale Elemente bezüglich der nüchternen Einschätzung des Faktischen. Damit verliert jegliche Politik sowohl Berechtigung als auch Grundlage. So ist es zum Beispiel nicht mehr möglich, für einen Teilbereich eine Verkehrslösung zu entwerfen, die auch brauchbar wäre, ohne an das progressive Verschwinden der Grenzen zu denken, genauso wie die Planung grenzüberschreitend, im Sinne einer internationalen Optimierung des Marktes erfolgen muss.

6.
Augenblicklicher Sinn von PKW ist die Übertragung der Realisierung von Konzepten, die prototypischen Charakter haben, bezüglich des Hypermodells, an RBI. Dort, wo deren Realisierung aufgrund veralteter Strukturen scheitert, ist die Arbeit RBI´s eine publizistische, nämlich an Hand von Modellen den Begriff des Hypermodells bekannt zu machen, und dessen Erörterung und Diskussion an Stelle des traditionell von "Politik" besetzten Gebietes zu stellen.

7.
Damit geht PKW über die Grenzen einer technisch-funktionalen Planung hinaus, und macht sich zur Aufgabe, das Nationalitätenproblem anders zu formulieren. PKW sieht die Notwendigkeit, nationale identitätsbildende Funktionen zu intellektualisieren, als alleinigen Rückgriff auf die nationale Sprache und deren literarisches Inventar. Dabei muss jede Sprache in der Lage sein, bestehendes adäquat zu formulieren, selbst dann, wenn dies nicht in dem Horizont der jeweiligen Sprache bislang vorgekommen ist. Jede Sprache muss in der Lage sein, als Kommunikationsmittel in der sich herausbildenden Weltzivilisation zu funktionieren. Von da aus erwartet PKW eine kritische Stellung zu dem Sagen- und Geschichtenersatz, den jede Sprache ausmacht, und der mitsamt dieser Sprache den Rest nationaler Identität ausmacht. PKW tritt für ein Abräumen der nationalen Denkmäler auf literarischem Gebiet ein, und sieht es als einen Skandal, dass es bis heute keine breite kritische Auseinandersetzung mit den, in den Werken der Alten Meister verborgenen Irrationalismen gibt, und dass das verbindliche literarische Inventar dasselbe ist, als es vor der Machtübernahme der Faschisten war.

8.
Augenblicklicher Sinn von PKW ist es, Konzepte zu realisieren, die aus den, den vorangegangenen Punkten folgenden Fakten resultieren, und als Antizipationen des Hypermodells gelten: wo dies nicht möglich ist, gilt es, dies in Form von Modellen publik zu machen, und derart einen allmählichen Paradigmenwechsel durchzuführen. Realisierungen, sei es bloss im Modell, sind Prototypen, deren sichtbares (und benutzbares) Äusseres das Hypermodell erkennbar machen, und zu dessen Ausbau beitragen.

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