Das
architektonische Werk Josef Franks wird hier erstmals in einer umfassenden Monographie
dokumentiert. Der Studienzeit des Architekten an der Technischen Hochschule in
Wien - bei Carl König und Max Fabiani - , seiner Arbeit im Atelier Bruno
Möhrings in Berlin und seinen frühen - bunten und bäuerlich inspirierten
- Einrichtungen galt überhaupt zum ersten Mal eine nähere Untersuchung.
Franks Bauten vor dem Ersten Weltkrieg nahmen innerhalb der modernen Architektur
bereits eine fortgeschrittene Position ein; sie zeigen einen in seinem architektonischen
Denken von Anfang an weitgehend ausgereiften Menschen.
Seine Beiträge
aus der Zwischenkriegszeit zur Wohnform der Siedlung stellen Vorgaben dar, die
in der Wiener Praxis heute weitgehend unerreicht sind. Auch die unter seiner künstlerischen
Leitung entstandene Werkbundsiedlung in Wien - eine Mustersiedlung mit 70 eingerichteten
Häusern, geplant von 32 in- und ausländischen Architekten - blieb in
dieser Stadt ein bisher einzigartiges Experiment.
Die Autorin zeigt die Moderne
der zwanziger Jahre als eine inhomogene Bewegung, innerhalb der Franks Kritik
am rigiden, dogmatischen Funktionalismus ein konstitutives - und keineswegs vereinzeltes
- Element darlegt.
Mit seinem offenen Raumkonzept schuf Frank "dynamische"
Raumfolgen, die auf verschiedenen Ebenen ineinandergreifen und sich im Gehen erschliessen.
Der Aussenraum ist dabei integrativer Bestandteil. Die (zum Teil nicht ausgeführten)
Wohnhäuser vermitteln ein ungezwungenes und südliches Lebensgefühl.
Von der Kultur Ostasiens und der amerikanischen Lebens- und Wohnkultur gingen
dabei wesentliche Impulse auf den Architekten aus.
Projekte aus den dreissiger
Jahren - zu Unrecht wenig bekannt - zeigen, unter Loslösung vom verbindlichen
Prinzip des rechten Winkels, ein Suchen nach anderen Raumformen. Das Spätwerk
ist vor dem Hintergrund seiner persönlichen Situation in der Emigration (ab
1934 in Stockholm, zwischen 1941 und 1946 in New York) zu sehen, die ihn in die
Isolation gedrängt hatte.